24 Jul

Ich hatte es doch die ganze Zeit vor meinen Augen. Das Glück, die Dankbarkeit, die Friedenstauben.
Mit einem simplen Lächeln, oder kleinen Gesten, bewegt man etwas in den Menschen.
Aufmunternde Worte, oder Liebenswürdigkeiten, nur um jemanden etwas Freude zu bereiten. Wertschätzung ist so wundervoll, ein wärmendes Gefühl, einfach toll. Wie die zarte Blüte, die sich langsam öffnet, mit den ersten Sonnenstrahlen, die einen neuen Tag eröffnen. Wie das Geräusch bei jedem Schritt, wenn man auf tote Blätter tritt. Wie das Rascheln in den Bäumen, wenn der Wind sich behutsam zwischen die Äste schmiegt. Wie das Kinderlachen, so frei von Zwängen. 

Lass uns was Verrücktes machen, frei von jeglichen Drängen.
Reich mir deine Hand, wir laufen kitschig durch ein Mohnblumenfeld. Lass uns dafür sorgen, dass uns niemand aufhält. Lass uns die Luft einatmen und unsere Lungen füllen, damit wir Kraft sammeln, um Lachen zu können. 

Wir legen uns dann auf die Blumenwiese, die Fantasie ist nun stets unsere Devise. Wir mustern die Wolken und sehen innigste Träume. Sehen liebende Menschen, Tiere und Bäume. In unseren Köpfen schreiben wir Geschichten, die uns heilen, um uns etwas Glück einzuverleiben. Sei froh um dein Leben, sei achtsam und interessiert. Schau hinter die Fassaden und schau, was passiert. Ein Licht geht auf und erhellt diesen Raum. Was du erst siehst, das glaubst du kaum. All diese Fortschritte, hast du selbst geleistet. Lass dich hier nieder, denn du hast dich vorbereitet. Keiner, der dir sagt, dass mit dir etwas nicht stimmt. Und selbst wenn, dann nehme es als Kompliment. 

Denn es sind deine Gedanken, die du stets bei dir trägst. Deine Interessen, die nur du auslebst. Es sind deine Gefühle, dein Herz, das schlägt. Es pocht jede Sekunde, weil du einfach lebst. Es steht dir zu, dich auch selbst zu loben. Lass die anderen in ihrem Eifer toben. Du bist so weit gekommen, du darfst stolz auf dich sein. Du bist nun nicht mehr allein. Denn du hast deine Gedanken, deine Interessen, deine Gefühle und bist nun frei von jeglichen Fesseln.

Wie oft hast du dir gewünscht, jemand anderes zu sein. Hast dir gewünscht, du wärst nicht mehr so klein. Einmal aufstehen und deine Meinung sagen. Einmal die Faust erheben und es zu wagen.
Der ganze Wahnsinn um dich herum. Der viele Stress und der Konsum. Der Drang nach Schönheit und Perfektion. Die Scham, weil dein Körper sich verändern wollte. Weil er erwachsen werden sollte, doch dein Kopf hing schon längst in all den Fragen fest, die du zwecks mangelnder Lebenserfahrung gar nicht beantworten konntest. 

Die Brüste zu klein, die Schenkel zu viel. Der Körper, so schien es, zu plump und nicht grazil. Warum? So stellte ich mir die Frage, warum steht da diese Zahl auf der Waage? Warum sind meine Nägel nicht so lang? Was ist das für ein Wahn? Warum diese Kleidung? Woher kommt diese ganze persönliche Verneinung? Warum sind meine Haare nicht gelockt? Und hätte ich Locken, hätte ich sie dann lieber glatt? Besser lang oder kurz? Braun, oder schwarz? Vielleicht sogar rot oder ganz was verrücktes, wie wär‘s denn mit blond? 

Und so erweiterte ich immer mehr meinen Zerstörungshorizont. In welche Richtung soll ich gehen? Wie soll ich die Welt mit meinen Augen sehen? Welche politische Richtung nehme ich ein? Was mache ich beruflich, wer soll ich sein? Welche Rolle spiele ich in diesem Konstrukt? Ist der Mensch ehrlich, oder lügt er wie gedruckt? Was ist eine Lüge und was ist ein Fehler? Macht das jeder? Was sind Zwänge? Und was Abhängigkeiten? Lassen wir stets die Vernunft uns leiten?
Doch eine essentielle Frage hatte keinen Platz: Was ist diese Selbstakzeptanz? Und dann zerbrach ein Stück in mir. Wie funktioniert es, sich nicht zu verlieren? Was, wenn ich auf all diese Fragen keine Antworten bekäme. Was, wenn ich mich bis zum Ende für mich selber schäme? 

Für meine Gedanken, meine Interessen, meine Gefühle und mein Herz. Für all den Schmerz, dem ich keinen Ausdruck verleihen konnte, weil ich nicht wusste, ob andere das wollten. So oft ließ ich mich davon lenken, was andere über mich denken.
Habe mich im Schatten der anderen versteckt, und bin schließlich eingeknickt. 

Das Loch wurde tiefer, um mich herum wurde es dunkel. Es brach mir den Kiefer und ich verstummte. Also tat ich das, was ich immer konnte. Ich schrieb alles in ein Buch, welches ich Tagebuch nannte. Ich las es mir durch und analysierte. Fing an mich SELBST zu hinterfragen und reflektierte. Und dann fiel es mir auf, ein kurzer Moment. Der Friede in meinem Fundament. Mit kleinen Schritten fing ich an, mich von Dingen zu befreien. Erschuf mir ein stabiles Umfeld aus Vertrauen und Sein. Ich fing an auf eigenen Beinen zu stehen, erst taumelte ich, dann lernte ich gehen. All diese Dinge, die wir „Fehler“ taufen, passieren einfach, und so lernen wir laufen.

Wenn man jung ist, steht es einem selbstverständlich frei, sich auszuleben. Verstehen Sie mich nicht falsch, es ist wichtig, sich die Chance zu geben, sich zu entfalten und neues zu erleben. Sich auszuprobieren und zu verändern. Auch mal hinzufallen, oder zu schlendern. Phasen zu durchleben, die einen weiter bringen. Fortschritte, die gelingen. Und nicht zu vergessen, ein so wichtiger Aspekt. Das sind Menschen mit Respekt. Menschen, die uns bereichern und begleiten, die uns Liebe schenken und erhalten.

Ich bin dankbar, über jedes erreichte Ziel, dankbar um jeden Stein über den ich fiel.
Dankbar, um jede helfende Hand und dankbar, dass ich mich endlich wieder fand.
Jede Erfahrung, die mich stärker machte und jedes Wort, das mich zum Nachdenken brachte.
Jede Liebe die ich erfahren durfte, jeden Menschen den ich wenn auch nur kurz begleiten konnte.

Wiegen wir uns etwas mehr in Geborgenheit und lehren uns die Philosophie der Dankbarkeit.

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